Die Weinlese hat begonnen

Traubenvollernter bei Mommenheim/Rheinhessen – Bild Nr. 201109160939

Das kann man dieser Tage in Rheinhessischen Weinbergen überall beobachten: Traubenvollernter fahren vorsichtig über die Rebstockreihen und schütteln die Trauben vollautomatisch von den Rebstöcken, trennen die schweren Trauben vom leichten Laub und speichern das Lesegut zunächst in einem Tank zwischen. Wenn dieser voll ist werden die Trauben in Kunststoffbehälter umgeladen und per Trecker ins Weingut oder zur Winzer-Genossenschaft zum Keltern gefahren.

Traubenvollernter – Bild Nr. 201109160942

Dieses Leseverfahren hat sich hier in den letzten Jahrzehnten aus wirtschaftlichen Gründen durchgesetzt, wofür auch vielfach Flurbereinigungen durchgeführt wurden um die Rebflächen mit Maschinen erreichen und bewirtschaften zu können. Die Lese per Hand findet in der Regel nur noch in extremen Hanglagen statt, die im Rheinhessischen Hügelland eher die Ausnahme sind. In vielen anderen Weinbaugebieten z.B. im Rheingau oder an der Mosel, setzt man aber vielfach auch voll noch auf Handarbeit, weil sich der Maschineneinsatz nicht rechnen würde, oder weil man alte und ,wie ich finde, schöne Traditionen erhalten möchte.

Traubenvollernter – Bild Nr. 201109160944

Auf die Qualität des Weines hat es aber wenig Einfluss, ob die Trauben liebevoll per Hand gelesen oder in einem gut gepflegten Weinberg vollautomatisch abgeschüttelt werden. Zwar sehen die handgelesenen Trauben vor dem Keltern appetitlicher aus, aber in der Kelter wird hinterher auch nur Most und Trester daraus, und auf die Qualität der Trauben und somit des Mostes, den Gärprozess und die weitere Bearbeitung bis hin zur Abfüllung kommt es letztlich an, dass am Ende ein guter Tropfen entsteht.

Auf den 2011er Jahrgang bin ich auf jeden Fall gespannt. Aber jetzt gibt es zunächst einmal Federweißen, jenem leicht angegorenen Most, der so herrlich süß schmeckt, einen aber bei zu exzessivem Genuss allzu leicht von den Füßen holt. 😉

  1. Moin Georg, dass ist schon beeindruckend, wie die Technik auch auf Weinbergen Einzug erhält, mir soll es recht sein, solange die Qualität nicht leidet 😉 Ich beobachte auch jedes Jahr zur Erntezeit diese immer größeren und GPS gesteuerten Mähdrescher bei uns. Ist schon verrückt, wieviele mühselige Arbeitsgänge von einem Fahrzeug erledigt werden können.
    Schöne Foto-Doku heute bei Dir.

    LG, Kerstin

    1. Hallo Kerstin, ich glaube, gegen die Mähdrescher bei Euch im Norden sind unsere “Trauben-Monster” nur Spielzeuge. 😉 Die Größe der Landwirtschaftlichen Fahrzeuge und Maschinen in Norddeutschland hat mich in den letzten Jahren schon öfter beeindruckt. Was soll ich sagen? Wat mutt, dat mutt! 😉

      LG, Georg

  2. Hallo Georg

    Wir kommen gerade aus dem Burgund nach Hause, wo heutzutage die Trauben für die teuersten Weine auch maschinell gelesen werden. Trotz den extrem hohen Preisen wird auch dort nach einer Begrenzung der finanziellen Lasten gesucht.

    Bei Euch sind die Preise wohl nicht ganz so hoch (1 Flasche Montrachet beim Produzenten EUR 150.00) aber der Wein ist sicher nicht weniger geniessbar. Ich wünsche Euch auf alle Fälle viel Freude am neuen Jahrgang und wohl solls bekommen!

    Herzliche Grüsse
    Hans

    1. Hallo Hans,

      Danke für Deinen interessanten Kommentar. Dass auch so teure Weine maschinell gelesen werden, überrascht mich jetzt ein klein wenig, weil bei dem Flaschenpreis die Handlese nicht unbedingt ein riesiger Kostenfaktor wäre. Aber gut, so sieht man, dass die Handlese kein Qualitätsmerkmal mehr ist. Von dem Flaschenpreis, den Winzer im Burgund erzielen, können die Rheinhessischen Kollegen nur träumen. Aber als Weintrinker, bin ich ehrlich gesagt froh, hier ein gute Flasche Wein um fünf Euro bekommen zu können. 😉

      LG, Georg

      P.S. Deine Reiseblog gefällt mir. Werde ihn mal abonnieren.