Koblenz – Es ist nun schon wieder 10 Jahre her, als hier am Deutschen Eck, der Mündung der Mosel in den Rhein, die Bundesgartenschau 2011 statt fand. Damals war dieser Teil der Stadt deutlich attraktiver geworden und ist es seitdem auch geblieben. Es war also mal wieder an der Zeit, Koblenz und dem ehemaligen BuGa-Gelände einen Besuch abzustatten. So haben meine Frau und ich uns auf den Weg gemacht. In diesem Jahr kam noch eine neue Herausforderung auf uns zu, weil ich bei unserem letzten Besuch hier noch leidlich gehen konnte, auch wenn es damals schon nicht einfach für mich war. Heutzutage alles vom Rollstuhl aus zu erleben, war für mich also eine neue Erfahrung, wenngleich ich keinen Zweifel daran hatte, dass es gut klappen würde, was sich auch bestätigte.
Wir wendeten uns zunächst dem Kurfürstlichen Schloss zu, das zur Bundesgartenschau 2011, nachdem es lange Zeit zuvor als Zweckbau gedient hatte, in neuem Glanz erstahlte. Der neu gestaltete Vorplatz auf der Westseite unterstreicht auch heute noch die einstige Bedeutung. Der Park auf der Ostseite, der sich lange Zeit mit einer Mauer vom Rheinufer abgrenzte, wurde anlässlich der BuGa neu gestaltet und zur Rheinpromenade hin geöffnet. Auch heute noch ist der attraktiv gestaltete kleine Park mit seiner gradlinigen Architektur und seinen vielen Rosen ein Ort zum Verweilen und Genießen.
Vom Besuch der BuGa vor 10 Jahren wusste ich noch, dass es dank zweier Aufzüge möglich war, auch per Rollstuhl durch das Erdgeschoss des Schlosses hindurch zu rollen und vom Park der Westseite zur Ostseite zu gelangen. Diesen Weg sind wir diesmal nicht gegangen, sondern haben gleich den östlichen Schlosspark von der Rheinseite aus betreten. Einer der Mauerdurchgänge auf der unteren Ebene des Parks ist für Rollstuhlfahrer ausgewiesen und führt von dort über eine lange Rampe auf die obere Ebene des Parks. Die Steigung war moderat und ließ sich dank meines Zuggerätes problemlos bewältigen. Oben am Schloss fiel mir am Rollstuhl-Aufzug das Schild „Außer Betrieb“ auf. Schade, dass sich hier mal wieder mein Eindruck verfestigte, dass Barrierefreiheit oftmals eine eher nachrangige Angelegenheit ist. Aber gut, diese Erkenntnis ist nicht neu, sollte aber auch nicht unerwähnt bleiben. Da mich dieser Umstand dieses Mal nicht weiter behinderte, konnte es am Ende auch nicht mein insgesamt positives Erleben beeinflussen.
Über die lange oben erwähnte Rampe ging es wieder duch den Mauerdurchgang an den Rhein zurück. Hier befindet sich das sehr auffällige Joseph-Görres-Denkmal von 1928 welches in seiner martialischen Gestaltung auf mich etwas wie aus der Zeit gefallen wirkt.
Ein kurzer Ausflug in die Geschichte: Der Lehrer, Publizist und Naturphilosoph Joseph Görres (1776-1848) wurde in Koblenz geboren. Er setzte sich oft kritisch mit den jeweils herrschenden Regierungen auseinander und gilt als Verfechter des politischen Katholizismus, einer Bewegung die im Jahr 1870 in der Gründung der Deutschen Zentrumspartei mündete, aus der nach dem 2. Weltkrieg schließlich die CDU als überkonfessionelle christliche geprägte Partei hervorging.
Am Rhein entlang zu schlendern und die Aussicht auf die Festung Ehrenbreitstein auf der anderen Seite zu genießen, sowie den Schiffsverkehr auf dem Wasser zu beobachten, geht hier gleich gut zu Fuß wie auch ohne Einschränkungen im Rollstuhl. Auch mindestens eine voll rollstuhlgerechte Toilette, mit dem Euroschlüssel zugänglich, ist vorhanden. So müsste es überall sein.
Die nächste spannende Herausforderung wartete dann auf mich: Wie würde der Transport mit dem Rollstuhl in der Seilbahn klappen? Was ich beobachten konnte war, dass Benutzer von Rollstühlen, mechanisch wie elektrisch, problemlos in die Gondeln hinein und auch herausfahren konnten. Manche eigenständig manche mit Hilfe einer Begleitperson. Da ich nun mit meinem nicht gerade als kompakt zu bezeichnenden Zuggerät unterwegs war, wurde die Sache wieder spannend. Die Aufsicht führende Person sagte uns, dass wir auf Gondel Nr. 18 warten sollen, da diese aufgrund einer anderen Inneneinrichtung am geräumigsten ist. Gesagt – getan. Der Einstieg in die, in der Station langsam fahrende Gondel war unproblematisch. Um wieder vorwärts hinaus fahren zu können, habe ich in der Gondel das Zuggerät kurz abgespannt, mich in die richtige Position gebracht und dann das Zuggerät wieder angespannt, was letztlich eine Sache von Sekunden war, bevor die eigentliche Fahrt los ging. Auch der Ausstieg war probremlos; und so konnten wir in Ruhe das weitläufige Gelände nördlich der Festung erkunden, welches damals Teil des BuGa-Geländes war.
Für die Fahrt mit der Seilbahn werden etwas verbilligte Tickets für Schwerbehinderte angeboten. Begleitpersonen fahren kostenlos mit, wenn das Merkzeichen „B“ auf dem Schwerbehindertenausweis vorhanden ist.
Eines des Highlights auf dem Gelände an der Festung Ehrenbreitstein war während der Bundesgartenschau die Aussichtsplattform, die einen Blick auf den Zusammenfluss von Rhein und Mosel ermöglichte. Übrigens hat Koblenz seinem Namen dieser geografischen Begebenheit zu verdanken. Die Römer nannten den Ort „Confluentes“, was nichts anderes als Zusammenfluss bedeutete. Die aus Holz gebaute Plattform mit ihren sanft ansteigenden Rampen ist erhalten geblieben und wird immer noch gerne von fast allen Besuchern genutzt. Auch mit dem Rollstuhl gelang man bis an die Ecke mit der besten Sicht, auch wenn man dort oben immer etwas Chaos auslöst, wenn man sich, wie jeder andere auch, ein Platz mit guter Sicht auf’s Deutsche Eck „erkämpft“, dabei aber mehr Platz beansprucht. Aber auch dieses kleine Abenteuer ist super gelaufen. Lediglich die Sicht ist durch inzwischen höher wachsende Bäume eingeschränkt. Aber es hat sich trotzdem gelohnt, hinauf auf die Plattform zu fahren.
Leider nahm die Bewölkung zu und deshalb habe ich auch nicht weiter fotografiert. Wir haben dann noch in einem der zahlreichen Restaurants am Rheinufer zu Mittag gegessen und sind danach noch weiter durch die schön gestalteten Anlagen zwischen Rhein und Mosel spazieren gegangen/gerollt. Es war wieder ein toller Ausflug, den wir u.a. auch im Hinblick auf die vorgefundene Barrierefreiheit guten Gewissens weiter empfehlen können.
Hallo Georg,
das hier ist eine gelungene Sache und wird euch angenehm in Erinnerung bleiben.
Gruß
Rainer