Schon von weitem ist die Evangelische Bergkirche von Udenheim inmitten des rheinhessischen Rebenmeeres zu sehen. Das schmucke kleine Gotteshaus gehört wegen seiner exponierten Lage und seines etwas ungewöhnlichen Aussehens zu den Wahrzeichen Rheinhessens.
Das Aussehen der Bergkirche hat sich über die Jahrhunderte gewandelt, und wenn man denkt sie hätte gar keinen Turm, so liegt man natürlich falsch, denn der Turm ist niedriger als der spätgotische Chor aus dem 16. Jahrhundert. Die Kirche wurde im 12. Jahrhundert im romanischen Stil errichtet und war ursprünglich kreuzförmig angelegt. Sie entsprach dem für die damalige Zeit üblichen Erscheinungsbildes einer Dorfkirche. Aus dieser Zeit ist der Westturm erhalten geblieben, an dessen Fensteröffnungen noch der romanische Ursprung zu erkennen ist, sowie die Außenwände des Langhauses. An der Mauer des Langhauses kann man an dem leichten Buckel auf halber Fensterhöhe noch sehr schön die frühere Raumhöhe erkennen. Die heute zugemauerten Rundbögen unterhalb der Fenster waren einst die Zugänge zum Querschiff.
Im 16. Jahrhundert erfuhr die Kirche dann eine tiefgreifende Umgestaltung: Das Langhaus wurde aufgestockt, die Seitenflügel entfernt und gotische Maßwerkfenster eingefügt. Dazu kam der spätgotische Chor dessen Größe und Höhe eher wie ein Teil einer Stadtkirche wirken, der aber der Bergkirche ihr endgültiges Aussehen verlieh, das sie zu einem besonderen Kleinod Rheinhessens macht. Gegen diesen prachtvollen Chor wirkt der Turm natürlich sehr klein und man hat fast den Eindruck, nur ein Kirchenschiff zu sehen statt eine vollständige Kirche. Daher kommt auch der im Volksmund gebräuchliche Begriff vom Kirchenschiff im Rebenmeer.
Die Bergkirche ist von einer Mauer umfasst und auf ihrem Gelände befand sich einst der Friedhof der Gemeinde Udenheim. Einige Grabmale des alten Friedhofs sind noch erhalten und geben dem parkähnlichen Kirchgarten seine besondere Atmosphäre. Gerne lassen sich Brautpaare, die in der Bergkirche getraut werden, an diesem schönen Ort fotografieren.
Aber nicht nur der Kirchgarten ist beeindruckend, auch der Blick ins weite Rheinhessische Hügelland ist hier besonders schön, wie das nachfolgende Bild belegt. Hier geht der Blick in Richtung Wörrstadt.
Und weil die Bergkirche, wie der Name schon sagt, auf einem Berg, oder vielleicht besser gesagt, einem Hügel liegt, gibt es gleich von noch einer Besonderheit zu berichten.
Zu einer Kirche gehört selbstverständlich ein Glockengeläut, und so war die Bergkirche bis zum Jahr 1796 auch mit 3 Glocken ausgestattet, welche aber von der damaligen französischen Besatzungsmacht für Kriegszwecke konfisziert wurden. Ohnehin war das Geläut oben auf dem Hügel in der in einem Talkessel liegenden Gemeinde kaum zu hören. Folglich musste mit der Neuanschaffung der Glocken eine bessere Lösung her. So entschloss man sich, in der Ortsmitte einen Glockenturm zu bauen, damit alle Bewohner das Geläut auch hören konnten. Der 28 Meter hohe Turm wurde in den Jahren 1874/75 auf dem Marktplatz errichtet und ist noch heute in Betrieb. Derzeit fehlt ihm leider aus statischen Gründen das Kreuz und der Wetterhahn, aber dieser Umstand wird sicher in nächster Zeit im Rahmen einer Renovierung des Dachstuhls noch behoben. Die Bergkirche erhielt im Jahr 1986 wieder eine neue Vater-Unser-Glocke aus Bronze, so das der kleine romanische Kirchturm heute wieder ein Glockenturm ist.
Linkempfehlung:
Mehr Information zur Geschichte der Udenheimer Bergkirche auf regionalgeschichte.net
Hallo Georg,
diese Bergkirche erinnert mich an unsere Friedhofskapelle. Diese sieht der Bergkirche sehr ähnlich und ist sehr Renovierungsbedürftig. Da fehlt mal wieder das Geld…
Die Udenheimer Kirche steht ja an einem sehr schönen Ort und im Herbst kann man nach dem Gottesdienst gleich mal naschen gehen 😉
Du hast wieder sehr interessante Infos zusammengetragen, klasse!
Viele Grüße und einen schönen Sonntag,
Rolf
Hallo Rolf,
vielen Dank für Deinen Kommentar. Ich war schon lange dran, diese Kirche zu fotografieren. Im letzten Jahr wurden gerade Arbeiten am Dachstuhl durchgeführt, da ging es nicht. Heute bot sich die Gelegenheit bei optimalem Sonne-Wolken-Mix am Vormittag diese Bilder zu machen, so wie sie mir schon länger vorschwebten. Ich konnte mich dann noch mit dem Gärtner unterhalten, der mir eine Menge zur Kirche erzählen konnte. Das war eine gute Grundlage für den Artikel.
Ich wünsche Dir auch einen schönen Sonntag.
Herzliche Grüße, Georg