Ein Stück Apulien in der Rheinhessischen Schweiz
Merkwürdig fremd anmutendes findet man in der Rheinhessischen Schweiz, auf dem Adelberg bei Flonheim. Von weitem leuchtet das kleine weiße Gebäude in der Sonne, ein Gebäude das rein gar nichts mit den hierzulande üblichen Baustilen zu tun hat. In der Tat, es handelt sich um einen Trullo und dieser wurde 1756 angeblich von Gastarbeitern aus Apulien/Süditalien (Puglia) gebaut, die in einem der 18 Steinbrüche gearbeitet haben, die es früher hier gab. Und dort in Apulien finden wir auch die Vorbilder für diesen Trullo.
In der Stadt Alberobello, im Süden der Provinz Bari, finden wir einen Stadtteil, der ausschließlich aus Trulli (Plural von Trullo) besteht. Streng genommen gelten Trulli garnicht als Häuser, weil sie so klein sind, dass für sie keine Steuern erhoben wurden. Somit sind diese merkwürdigen Behausungen irgendwie in erster Linie mal italienische Steuersparmodelle. Dass sie heute zu den Wahrzeichen Süditaliens gehören, hat wohl damals niemand vorhersehen können.
Offensichtlich haben die Apulier aber schon seit Jahrhunderten eine innige Beziehung zu ihren Trulli, denn wenn man durch den Süden Apuliens fährt, findet man hier und da auch vereinzelte Trulli. Für die Gastarbeiter damals in Rheinhessen, war der Bau des Trullos bei Flonheim sicher eine Herzensangelegenheit: Ein Stück Heimat weit weg von zuhause.
Heute sind immer noch einige Trulli in Alberobello bewohnt, ein großer Teil ist aber nur noch Folkore. In einigen werden Andenken verkauft und in anderen Kunsthandwerk und regionale Produkte. In manchen Trulli befinden sich heute Ateliers von Künstlern.
Zurück nach Rheinhessen: Der als Schutzhütte gebaute Trullo auf dem Adelberg bei Flonheim ist heute das Wahrzeichen der Winzer, die hier ihren Wein anbauen. Er ist Treffpunkt, Aussichtpunkt und ein beliebtes Ziel für Wanderer. Weil er hier in Rheinhessen so einmalig ist, ist er inzwischen auch den Menschen in der Rheinhessischen Schweiz ans Herz gewachsen.