Lanzarote (5)

César Manrique

Krebsmotiv auf La Graciosa von César Manrique – Bild Nr. 200802035474

César Manrique ist die Persönlichkeit auf Lanzarote, die wie niemand anderes das Aussehen der Insel geprägt hat. Lanzarote war seine Heimat und die lag ihm sehr am Herzen. Als Architekt, Maler, Bildhauer und Umweltschützer war er weit über Lanzarote hinaus bekannt, aber die Gestaltung „seiner“ Insel, das war sein Lebenswerk. César Manrique wurde am 24. April 1919 in Arrecife auf Lanzarote als Sohn eines Handelsvertreters geboren. Er wuchs zusammen mit seinem Bruder und zwei Schwestern in Arrecife auf und besuchte auch dort die Schule. Er studierte an der Universität von La Laguna/Teneriffa und wurde Bauingenieur. Schon früh lernte er aus Zeitschriften, die sein Vater von Auslandsreisen mitbrachte die Werke von Pablo Picasso, Henri Matisse und Georges Braque kennen, und begeisterte sich für deren Kunst, die auch Erinflüsse sein eigenes künstlerisches Schaffen hatte.

Fondacion César Manrique – Bild Nr. 200802015201

In den Jahren 1945 bis 1950 besuchte er die Schule der Schönen Künste  San Fernando in Madrid. Manrique wird zusammen mit anderen gleichgesinnten Künstlern Vorreiter der avantgardistischen Kunst in Spanien. 1964 bis 1968 studiert er am International Institute of Art Education in New York amerikanische Kunst. Der abstrakte Expressionismus, den er dort kennen gelernt hatte, sollte sein künstlerisches Werk in besonderer Weise prägen.

Manrique kam im Jahr 1968 endgültig zurück nach Lanzarote, mit dem Vorsatz seine Insel zu einem der schönsten Plätze auf dieser Erde zu machen. Er hatte gute Freunde in der Inselregierung, die er u.a. von seinem Vorhaben überzeugen konnte. Überhaupt leistete er viel Überzeugungsarbeit überall auf Lanzarote um seine Pläne umzusetzen.

Monumento al Campesino – Bild Nr. 200801305030

Sein Plan war es, nur eine traditionelle Bauweise zuzulassen und auf Häuser mit mehr als zwei Stockwerken zu verzichten. Auch wollte er, dass keine Werbeplakate das Aussehen der Insel beeinträchtigen. Vieles konnte er umsetzen, auch wenn immer wieder versucht wurde seine Pläne zu unterlaufen. So ist Lanzarote dennoch dank Manriques Wirken eine Urlaubslandschaft geworden, deren Aussehen nicht von Hochhäusern und riesigen Hotels geprägt ist. Das einzige Hochhaus der Insel sollte eine Ausnahme bleiben.

César Manriques erstes große Werk auf Lanzarote war das Monumento al Campesino in Mozaga, eine Skulptur die aus weißgetünchten alten Trinkwasserkanistern ausgedienter Fischerboote besteht. Es stellt eine lanzarotenischen Bauern mit seinem Kamel dar. In unmittelbarer Nähe des Monumentes entstand auch das Casa Museo del Campesino, ein Bauernhaus in typisch lanzarotenischer Architektur, ein sehenswerter Ort, an dem klar wird, wie sich Manrique „seine“ Insel vorstellte.

Bilder vom Casa Museo al Campesino:

Bild Nr. 200801315070, 200801315074


Bild Nr. 200801315057,  200801315064

Im Jahr 1970 entdeckte César Manrique in Tahíche einen Feigenbaum dessen Spitze aus einem erstarrten schwarzen Lavastrom herausragte. Der Baum stand in einer Lavablase. Manrique erwarb das Grundstück und begann dort sein Haus zu bauen. Dabei bezog er fünf unterirdische Lavablasen mit ein, die er zu seinen Wohnräumen umgestaltete. Hier wurde im Jahr 1982 die Stiftung Fondacion César Manrique gegründet, die den Besuchern Einblicke in das Leben und Schaffen des Künstlers bietet. Im Jahr 1988 bezog Manrique ein von ihm wieder aufgebautes Bauernhaus in Haría. César Manrique starb am 25. September 1992 bei einem Autounfall in der Nähe von Tahíche.

Windspiel in Tahíche von César Manrique – Bild Nr. 200802035506

César Manriques wichtigste Werke auf Lanzarote:

  • Casa Museo del Campesino
  • Monumento del Campesino
  • Früherer Wohnsitz von Omar Sharif: LagOmar
  • Mirador del Río (1973 erbaut, Aussichtspunkt auf dem Famarakliff, mit Blick auf die Nachbarinseln La Graciosa, Montaña Clara, Alegranza, Roque del Oeste und Roque del Este.
  • Jameos del Agua (Konzertsaal, 1977 eröffnet, mit Sitzplätzen für 600 Personen in einer Lavahöhle; eine Lagune innerhalb einer Lavagrotte beherbergt eine blinde Albino-Krebs-Art, die eigentlich nur in Tiefen von 2000 Meter am Ozeangrund lebt)
  • Jardin de Cactus (Kakteengarten, für den schon 1977 die Grundlagen gelegt sind, mit mehr als 1100 verschiedenen Kakteenarten im Dorf Guatiza innerhalb eines aufgelassenen Steinbruchs)
  • Taro de Tahíche (in fünf Lavablasen erbautes Wohnhaus Manriques, in dem sich heute die Fundación César Manrique befindet, eine Kunststiftung, die zahlreiche Werke des Künstlers und Werke von Picasso, Miró, Tapiés, Jesús Rafael Soto und Zobel beherbergt)
  • El Diablo (Restaurant im Timanfaya-Nationalpark, inmitten der aktiven Vulkane, die auch Montañas del Fuego (Feuerberge) genannt werden, mit Grillplatz über einer Vulkankluft)
  • Museo Internacional de Arte Contemporaneo (Museum der zeitgenössischen Kunst, im Castillo de San José, das Gemälde von Miró, Millares, Mompó,Oscar Dominguez, Gerardo Rueda, Eusebio Sempérez, Augustín Cárdena und Manrique selbst beherbergt)
  • 1974: El Almacén (ehemalige Mehrzweckkulturzentrum in Arrecife, heute Kulturabteilung der Inselregierung)
  • 1977 entworfen: Garten und Schwimmbadanlage des 5-Sterne-Hotels Las Salinas in Costa Teguise
  • El triunfador (1990 in der Nähe der Fundacion César Manrique, Eisenskulptur)
  • Juguetes del viento (1992, Windspiel in der Mitte eines Kreisverkehres in Arrieta)
Windspiel auf dem Gelände der Fondacion César Manrique – Bild Nr. 200802015213

Bedeutende Werke außerhalb Lanzarotes:

  • Lago Martiánez (1971, Meerwasserschwimmbäder, an Teneriffas Nordküste in Puerto de la Cruz, durch sie gewann Puerto de la Cruz sehr stark an touristischer Attraktivität, da die naturgegebenen Bademöglichkeiten bis dato für Touristen eher gefährlich waren)
  • La Vaguada (1983, Einkaufszentrum in Madrid)
  • Weltallflaggen für das astrophysikalische Zentrum „Roque de los Muchachos“ auf La Palma (1985)
  • La Peña (1989, Aussichtspunkt auf El Hierro)
  • Mirador del Palmerejeo (1989, Aussichtspunkt auf La Gomera)
Jameos del Agua – Bild Nr. 200802055725

César Manrique’s Schaffen ist bis heute prägend für Lanzarote. Es bleibt zu hoffen, dass sein Andenken auch durch nachfolgende Generationen gewahrt bleibt und Lanzarote eine sehr ursprüngliche Insel bleibt, die ihren Charakter bewahren kann. Es bleibt auch zu wünschen, dass sein Engagement auch auf den anderen Kanarischen Inseln Auswirkungen hat und spürbar bleibt.

Zum Schluss möchte ich noch auf die humoristische Seite von Manriques Werk aufmerksam machen: Es sind Hinweisschilder welche die Besucher der von ihm geschaffenen Einrichtungen auf die richtige Toilette weisen sollen. Zunächst zwei für Manrique typische Motive, die man in manchen Souvenierläden auf Lanzarote auf Kacheln kaufen kann:


Bild Nr. 200801315124, 200801315125

Und hier noch ein paar sehr „eindeutige“ Fundstücke:


Bild Nr. 200802015198, 200802015199


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Die Fotos sind während einer Reise nach Lanzarote Ende Januar, Anfang Februar 2008 entstanden.



2 Kommentare

  1. Hätte ich deine Lanzarote-Artikel doch schon eher entdeckt 😉 hier muss ich mich noch einmal genauer umschauen und in Erinnerungen schwelgen…
    Tja, Manrique – ich bin da ja etwas gespalten, irgendwie war er ja seiner Zeit voraus, hat interessantes gestaltet und viel für die Insel getan. Andererseits kommt mir es manchmal so vor, als ob sein Stil die Insel auch ein bisschen erdrückt. Und die ziemlich eindeutige Handschrift seiner Kunstwerke ging mir jetzt bei meinem zweiten Besuch auf der Insel etwas auf die Nerven 😉 ach, die beiden Klofiguren habe ich unter anderem auch fotografiert 😉

    LG, Kerstin

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