Rüdesheim: Abtei St. Hildegard

Abtei St. Hildegard – Bild Nr. 201008229899

Von Bingen aus über den Rhein ist sie nicht zu übersehen. Oberhalb des Rüdesheimer Stadtteil Eibingen steht die Benediktinereinnen-Abtei St. Hildegard. Das Kloster wurde einst von Hildegard von Bingen (1098-1179) gegründet, obwohl das was wir heute sehen nicht die Gebäude aus jener Zeit sind.

Klosterkirche der Abtei St. Hildegard – Bild Nr. 201008229880

Hildegard von Bingen gründete im Jahr 1150 das Kloster Rupertsberg in Bingen. Es stand im heutigen Stadtteil Bingerbrück am linken Ufer der Nahe kurz vor der Mündung in den Rhein. Hildegards Gemeinschaft hatte für viele junge Frauen in der damaligen Zeit eine so große Anziehungskraft, dass die Gründung eines weiteren Klosters geplant werden musste. Hildegard erwarb im  Jahr 1165 das ehemalige Augustinerkloster Eibingen auf der anderen Seite des Rheins, das sie bis zu Ihrem Tod im Jahr 1779 ebenfalls leitete.

Beide Klöster waren über viele Jahrhunderte miteinander verbunden, bis das Kloster Rupertsberg in Bingen im Jahr 1632 während des Dreißigjährigen Krieges von den Schweden in Brand gesteckt wurde. Weil die Zerstörungen zu groß waren, zogen die verbliebenen Nonnen nach Eibingen um. Die verbliebene Ruine des Klosters Rupertsberg musste später im 19. Jahrhundert dem Bau der Eisenbahnstrecke von Bingen nach Saarbrücken entlang der Nahe weichen. Nur noch fünf Arkadenbögen sind im Keller eines Geschäftshauses von dem Kloster erhalten geblieben, das einst Hildegard von Bingen gegründet hat.

Im Zuge der Säkularisierung wurde auch das Kloster Eibingen  im Jahr 1803 aufgelöst und die Gebäude zum Teil anderweitig verwendet oder abgerissen. Die damalige Klosterkirche ersetzt seitdem die damals baufällige Pfarrkirche. Allerdings musste diese nach einem Brand im Jahr 1832 neu gebaut werden. Nach dem scheinbaren Aus des Eibinger Klosters erfolgte aber um 1900 die Neugründung der Abtei St. Hildegard, die etwas oberhalb des damaligen Standortes in den Jahren 1900 bis 1904 neu gebaut wurde. Die Bauarbeiten wurden im Jahr 1939 abgeschlossen.

Skulptur der Hildegard von Bingen von Karlheinz Oswald (1998) – Bild Nr. 201008229875

Während des Zweiten Weltkrieges wurde die Abtei von den damaligen Machthabern zeitweise zweckentfremdet, aber nach 1945 lebte das Klosterleben wieder auf. Die Nonnen bauen heute hier im Rheingau Wein von hoher Qualität an. Die Rieslinge und Spätburgunder kann man übrigens im Klosterladen oder dem klostereigenen Onlineshop kaufen.

Im Garten vor der Klosterkirche steht die 1998 vom Mainzer Bildhauer Karlheinz Oswald erschaffene 1,40 Meter hohe Bronzeskulptur der Hildegard von Bingen. Der Künstler schuf das Werk zum 900. Geburtstag dieser außergewöhnlichen Ordensfrau, deren wissenschaftliche Arbeiten bis in die heutige Zeit nichts von ihrer Aktualität verloren haben.

Linkempfehlung:
Homepage der Abtei St. Hildegard

Querverweis:
Klosterruine Disibodenberg (hier im Blog)