Kühn ragt das ungewöhnliche Bauwerk in der Mainzer Neustadt in den Himmel, eine Architektur, die einzigartig ist, und die für die Stadt Mainz ein weiteres Wahrzeichen darstellt, das man einfach gesehen haben muss.
Die Geschichte dieser Synagoge ist natürlich noch recht jung, sie wurde erst im September 2010 fertiggestellt und ihrer Bestimmung übergeben, die Geschichte der Jüdischen Gemeinde in der Stadt erstreckt sich aber bereits über einen sehr langen Zeitraum. Alte Dokumente lassen die Annahme zu, dass es in Mainz bereits in vorchristlicher Zeit jüdisches Leben gab. Über die Geschichte der jüdischen Gemeinde möchte ich an dieser Stelle nicht ausführlicher berichten, weil es den Rahmen dieses Foto-Blogs sprengen würde. Das kann die Gemeinde auf ihrer Homepage viel besser und ausführlicher. Nur so viel: An der Stelle, an der das neue jüdische Gemeindezentrum steht, stand bereits von 1912 bis 1938 die damalige Hauptsynagoge, die den November-Progromen der Nationalsozialisten zum Opfer fiel. Nur ein paar Säulen blieben bis heute übrig, die immer noch an der selben Stelle vor dem Neubau stehen (siehe Bild oben) und an die mitunter leidvolle Geschichte der Juden in Deutschland erinnern.
Nach den grausamen und verheerenden Verbrechen der Nationalsozialisten war die Gemeinde, die sich im Oktober 1945 wieder neu zusammen fand, nur noch sehr klein und erholte sich erst langsam wieder während der nachfolgenden Jahrzehnte. Ein Wiederaufbau der zerstörten Synagoge war in den 1950er Jahren einfach nicht vorstellbar. Erst in den vergangenen Jahren, nachdem bereits zwei neue Generationen heran gewachsen sind und die Räumlichkeiten der inzwischen wieder 900 Mitglieder zählenden Gemeinde zu klein wurden, entstand der Herzenswunsch wieder eine neue Synagoge in der Stadt zu errichten. Glücklicherweise wurde das ehemalige Zollgebäude, welches seit den 1950er Jahren an dieser Stelle stand, nicht mehr benötigt und konnte abgerissen werden. So war der Platz wieder frei für ein neues jüdisches Gemeindezentrum am alten Platz.
Auf großes Interesse in der Region stieß der Entwurf des Kölner Architekten Manuel Herz, der eine ganz besondere Idee für das Gebäude hatte. So sollte die Silhouette des Gemeindezentrums den liturgischen Spruch ‚Keduscha‘, zu deutsch ein Segensspruch für Heiligung und Erhöhung, nachempfunden sein. Man kann die Verbindung dieses Erscheinungsbildes mit der Würde eines Gotteshauses und der Funktionalität eines modernen Gemeindezentrums nur bewundern. Hier ist dem Architekten ein wahres Meisterwerk gelungen.
Nicht nur die Form des Gebäudes ist bemerkenswert, sondern auch das Material. So besteht die gesamte Fassade aus präzise angebrachten grünen Keramikelementen, welche die Formensprache unterstützen und der Synagoge zu ihrem unverwechselbaren Aussehen verhelfen.
Die Einweihung der neuen Synagoge fand am 3. September 2010 statt, genau 98 Jahre nach der Einweihung der früheren Hauptsynagoge an dieser Stelle und fast genau 70 Jahre nach deren Zerstörung.
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Weiter führende Informationen:
Homepage der jüdischen Gemeinde Mainz.
Informationen über das jüdische Mainz auf der Homepage der Stadt Mainz.
Informationen auf Wikipedia .
Weitere Impressionen: