Flörsheim-Dalsheim – Nirgends in unserem Land findet man so viele Trulli, wie in Rheinhessen, und ganz speziell im Wonnegau. Diese archaisch anmutenden kleinen Weinbergshäuschen sind einfach eine Besonderheit. In Apulien in Süditalien findet man diese Bauform auch bei kleinen Wohnhäusern. In der Stadt Alberobello stehen sie dicht an dicht, aber auch als kleine Unterstände auf den Feldern sind sie zu finden. Es geht sogar die Legende um, dass apulische Gastarbeiter diese Häuschen einst hier in Rheinhessen gebaut haben, aber das erweist sich als nicht glaubwürdig.
Die Bauform des Trullos hatte man eher deshalb gewählt, weil es aus außer Steinen und Mörtel keiner weiteren Baumaterialien bedurfte. Es braucht keine aufwendige Dachkonstruktion, denn das einfache Gewölbe lässt sich einfach dadurch erschaffen, dass die Steinkränze immer von Schicht zu Schicht nach oben immer enger gesetzt werden. Es konnten die Steine verwendet werden, die man gerade zur Verfügung hatte, und da in einer waldarmen Region wie Rheinhessen auch kein Holz im Überfluss vorhanden war, bot sich die Bauart eines Trullos, so wie in Süditalien, einfach an.
Ganz besonders viele Trulli gibt es im Wonnegau, im äußersten Süden Rheinhessens. Das hat man in der Gemeinde Flörsheim-Dalsheim zum Anlass genommen einen Trullo-Rundweg zu beschildern, der mit seinen 30 km Länge am besten mit dem Fahrrad zu erkunden ist. Einige der Trulli stehen auch auf dem Gebiet der pfälzischen Gemeinde Bockenheim, dem nördlichem Tor zur Deutschen Weinstraße.
Ich hatte die Tour aus Zeitgründen in zwei Etappen gemacht. Die erste Etappe führte mich nördlich um Flörsheim-Dalsheim herum, auf der zweiten längeren Etappe habe ich die südliche Strecke über Bockenheim erkundet. Leider spielte auf an diesem Tag das Wetter nicht so mit, und ich hatte mit reichlich Regen zu kämpfen. Aber ich habe mir den Spaß trotzdem nicht nehmen lassen.
Um die Radtour fahren zu können muss man erst einmal dort hin kommen. Dazu gibt es zwei Möglichkeiten:
- Mit dem Zug: Der Bahn-Haltepunkt von Flörsheim-Dalsheim (Nieder-Flörsheim) ist mit der Regionalbahn von Bingen, Alzey oder Worms aus erreichbar. Die Triebwagen-Züge verfügen alle über ein Fahrrad-Abteil.
- Mit dem Auto: In unmittelbarer Nähe zum Bahn-Haltepunkt (ehemaliger Bahnhof) befindet sich ein Parkplatz, der i.d.R. ausreichend Platz bietet.
Zur ersten Etappe war ich mit dem Auto angereist. Mit dem Falt-E-Bike aus dem Kofferraum war ich schnell und unkompliziert unterwegs, allerdings erwiesen sich die kleinen 20-Zoll Räder des Faltfahrrades für die größtenteils nicht asphaltierten Wege als wenig optimal. Auf den zum Teil geschotterten Wegen fährt es sich mit einem 28er Rad erheblich komfortabler. Deshalb bin ich zu meiner Zweiten Etappe mit der Bahn angereist und habe mein großes E-Bike mitgenommen, das sich dabei bestens bewährt hat.
Nun also zuerst Bilder meiner ersten Etappe bei richtig schönem Wetter. Dieser Weinbergsturm ist natürlich kein Trullo, liegt aber als Nr. 12 mit auf dem Weg:
Von der Aussichtsplattform des recht hoch gelegenen Trullos Nr. 13 aus bietet sich ein schöner Ausblick u.a. auf Flörsheim-Dalsheim. Trullo Nr. 14 liegt etwas versteckt, den hatte ich glatt übersehen und so ging es weiter, wieder durch den Ort entlang der historischen Fleckenmauer, der ehemaligen Ortsbefestigung, zu den nächsten Trulli.
Es ging dann über die B271 hinweg zu den Trulli 15 und 16. Mit einer schönen Ansicht einer Reihe von Zypressen, die ein wenig Toscana-Flair nach Rheinhessen bringen, endete meine erste Etappe.
Meine zweite Etappe begann dort wo die erste endete. Trullo Nr. 16a, der jüngste erst 2013 gebaute Trullo war das erste Ziel. Dafür geht es zunächst einmal heftig bergauf. Aber am Ende der Steigung bietet ein Brunnen dann die willkommene Erfrischung.
Weiter führt der Weg Richtung Zellertal durch Mölsheim und Wachenheim. Den Trullo Nr. 17 in Mölsheim hatte ich bei dem langsam aufkommenden schlechten Wetter nicht entdecken können, aber da ich die Querverbindung den Rundweges von Mölsheim nach Kriegsheim, auf der sich die Trulli Nr. 18 und 19 befinden, ebenfalls nicht gefahren bin, habe ich einen guten Grund noch einmal zu einer dritten Tour aufzubrechen. Nun ging es also durch Wachenheim im Zellertal in die Pfalz hinein zu Trullo Nr. 1. Leider wurde nun das Wetter immer schlechter… 🙁
Was mir auffiel: Die Trulli um das pfälzische Bockenheim machten zum Teil ein weniger liebevoll gepflegten Eindruck. Offensichtlich gehören sie hier nicht so zum gut gepflegten Brauchtum wie in Rheinhessen. Manche waren so zu gewachsen, dass sie nur mit viel Spürsinn noch aufzufinden waren. Trullo Nr. 6 bis 8 sind es mangels Attraktivität momentan nicht wert hier gezeigt zu werden. Schade!
Somit geht es weiter über die Pfrimm zurück nach Rheinhessen. Der erste rheinhessische Trullo auf den Weg (Nr. 8a) in der Nähe der Ortschaft Kriegsheim war wieder erfreulich ansehnlich.
Die Nr. 9 ist zwar kein Trullo im eigentlichen Sinne weißt aber ebenfalls eine Bauform mit Gewölbe ohne Dachkonstruktion aus anderen Materialien auf, und passt damit auch gut zum Thema des Rundweges.
Mit Trullo Nr.10 schließt sich für mich der Kreis, und da es regenbedingt schon recht ungemütlich wurde, war ich dann froh, wieder zum Bahnhof zurück zu kehren und den Heimweg anzutreten. Da ich noch 4 Trulli ausgelassen habe, besteht für mich ein guter Grund, nochmals eine kurze Reise in den Wonnegau zu unternehmen, um auch die letzen rheinhessischen Trulli aufzuspüren.
Jährlich im Juni findet im Wonnegau die offizielle Trullo-Radwanderung statt. Dabei erwarten den Radwanderer vielen Stellen Bewirtung durch die Weingüter in der Nachbarschaft. Auf der Website zu der Radwanderung 2016 befindet sich auch ein Streckenplan als PDF-Datei. Es lohnt sich aber auch, alleine oder in kleinen Gruppen zu dieser Radwanderung aufzubrechen, so wie ich es gemacht habe, und dabei die schöne Landschaft in Ruhe zu genießen.
ach Flörsheim..
da will ich schon so lange noch mal hin..
mal sehen ob es diesen Herbst noch klappt 😉
eine ..besser 2 schöne Touren hast du da gemacht
schade dass einige Trullis verfallen..
hat zwar auch einen gewissen Charme ..
aber wenn sie dann gar nicht mehr zu gebrauchen sind ist es nicht so schön
liebe Grüße
Rosi