Die Chagall-Fenster in Mainz

Chagall-Fenster in St. Stephan zu Mainz - Bild Nr. 201301120012
Chagall-Fenster in St. Stephan zu Mainz – Bild Nr. 201301120012

Mainz – Wenn heute in der Rheinland-Pfälzischen Landeshauptstadt über den französischen Maler Marc Chagall (1887 – 1985) gesprochen wird, denkt jeder sofort an das letzte große Werk des Künstlers, das er als über 90-jähriger für die gotische St. Stephanskirche in der Mainzer Oberstadt eschaffen hat. Marc Chagall, ein aus dem heutigen Weißrussland stammender Jude, hatte mit insgesamt 9 Fenstern in dieser Kirche ein besonderes Werk der Versöhnung und der Verständigung zwischen Juden und Christen geschaffen und mit den biblischen Motiven dem einen Gott die Ehre gegeben, der uns verbindet.

St. Stephan zu Mainz - Bild Nr. 201301120029
St. Stephan zu Mainz – Bild Nr. 201301120029

Die katholische Pfarrkirche St. Stephan wurde um das Jahr 990 unter Erzbischof Willigis, der auch den Mainz Dom erbauen ließ, auf  dem Kästrich, dem damals höchsten Punkt der Stadt erbaut. Ihre heutige gotische Form erhielt die Kirche, als sie im 13. Jahrhundert erneuert wurde. Im zweiten Weltkrieg wurde die Kirche sehr schwer beschädigt, so dass die Beseitigung aller Kriegsschäden bis heute noch nicht gänzlich abgeschlossen ist. Da auch von der Ausstattung und Verglasung der Kirche nur noch sehr wenig erhalten geblieben ist, war hier in der schlichten wiederaufgebauten Hallenkirche viel Platz für neue Kirchenfenster vorhanden.

Der Freundschaft zwischen dem langjährigen Priester Monsignore Klaus Mayer und Marc Chagall ist es zu verdanken, dass der Künstler, bereits über neunzigjährig, diese wunderschönen Fenster in seinem unvergleichlichen Stil erschuf und sie als seinen Beitrag zur Aussöhnung zwischen Deutschen und Juden gesehen hat. Wichtig zu erwähnen ist, dass er sie nicht nur entworfen, sondern auch selber das Glas bemalt hat. Die Bleiverglasung wurde vom Glasatelier Charles Marc in Reims durchgeführt.

Ostchor von St. Stephan zu Mainz - Bild Nr. 201301120011
Ostchor von St. Stephan zu Mainz – Bild Nr. 201301120011

Das erste der neun Fenster ist das mittlere im Ostchor, das im Jahr 1978 fertiggestellt war. Marc Chagall war damals bereits 91 Jahre alt, als er sich gleich darauf an den Entwurf der beiden flankierenden Fenster machte, die bald darauf fertig gestellt wurden und durch ihre Farbenpracht und die großflächige Darstellung biblischer Geschichten und Persönlichkeiten zum intensiven Betrachten und Meditieren einladen. Die restlichen drei Seitenfenster im Ostchor und weitere drei im Querbau waren bis 1985 fertiggestellt, danach verstarb der Künstler in Saint-Paul-de-Vence, seinem Wohnort an der Côte d’Azur. Somit sind die Fenster von St. Stephan in Mainz sein letztes großes Werk und ganz sicher auch die Krönung seines künstlerischen Schaffens.

Die weiteren Fenster des Langhauses und des Westchores wurden nach Chagalls Tod von Charles Marc, dem Seniorschef des Glasateliers aus Reims, mit dem Chagall über viele Jahrzehnte zusammen gearbeitet hatte, entworfen und fertiggestellt. Bei diesen Fenstern, die nicht in Konkurrenz zu den großartigen Werken Chagalls stehen, gelingt es Charles Marc in seinem eigenen Stil die Formen und Farben Chagalls aufzugreifen, in einer schlichteren Form zu gestalten und die Aufmerksamkeit auf die Fenster Marc Chagalls im Ostchor zu lenken. Der Innenraum der Kirche erscheint seit der Fertigstellung aller Fenster in einem einzigartigem blauen Licht.

Monsignore Klaus Mayer, langjähriger Freund von Marc Chagall, führt immer noch regelmäßig sehr empfehlenswerte Meditationen zu den Chagall-Fenstern durch, in denen er den Zuhörern die biblischen Geschichten in den Motiven der Fenster nahebringt. Hierzu sollte man etwas Zeit mitbringen, das diese Meditationen zwischen 1,5  und 2 Stunden in Anspruch nehmen.


Die Fenster im Detail:

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Das Fenster Mitte-Links
Das Mittlere FensterDas Fenster Mitte-Rechts
Dreibahniges nördliches ChorfensterFenster Südliches Querhaus


Mehr Informationen zu St. Stephan, den Chagall-Fenstern und den Meditationen finden Sie auf der Homepage der Pfarrgemeinde 

Lage von St. Stephan zu Mainz: Google Maps



4 Kommentare

  1. Hallo Georg,
    was für ein Blau, das muss eine wunderbare Stimmung in der Kirche ergeben.
    Danke auch für die tollen Infos zu den Fotos, ist interessant zu lesen.
    Tschüss
    Rolf

  2. Chagall sein berühmtes Blau ist immer wieder ein Traum, egal ob auf Gemälden oder bei Kirchenfenstern.
    Ich hatte das Glück diese schönen Fenster in Mainz schon zwei mal real zu sehen, und freue mich auf das dritte Mal 😉
    Du glücklicher Mensch kannst sie ja immer wieder sehen!
    Schön sind sie, danke fürs zeigen.
    LG
    Agnes

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