Traubenbewachung mit Knall-Effekt

Schreckschuss-Automat in den Weinbergen bei Alzey – Bild Nr. 201109142570

Wenn man in Rheinhessen auf dem Land wohnt, so wie ich, entgeht es einem nicht wenn am Ende des Sommers Schüsse aus den Weinbergen zu hören sind. Es ist gut zu wissen, dass hier nicht etwa Kämpfe mit Waffen ausgetragen werden oder vorzeitig Jagd auf Feldhasen, Rehe und Fasane gemacht wird, sondern es gilt, die reif gewordenen Weintrauben vor dem Zugriff hungriger Vogelschwärme zu bewahren. Es sind besonders die Stare, die gerne in großen Massen auftreten und alles zunichte machen wollen, was der Winzer in mühevoller Arbeit angebaut, gepflegt und kultiviert hat.

In früheren Zeiten, als die Menschen noch Zeit hatten, waren es die „Wingertschützen“ welche die Weinberge bewachten, und wenn nötig mit einem Schuss in die Luft, die Vogelschwärme vertrieben. Dass manch eifriger Wingertschütz auch schon mal ‚Naschkatzen‘ und Liebespaaren auflauerte, um sie zu erschrecken, war ein Nebeneffekt, den ich hier nicht kommentiere möchte. 😉 Heute sind Wingertschützen nur noch in wenigen Gemeinden aktiv, seit es automatisch arbeitende Geräte zur Vertreibung der Stare gibt.

Schreckschuss-Automat bei Mommenheim – Bild Nr. 201109150045

Die automatischen Schreckschussgeräte funktionieren ganz einfach: In einem einstellbaren zeitlichen Abstand wird etwas Gas in ein Rohr geleitet und mit einem Zündfunken zu einer kontrollierten Explosion in dem Rohr gebracht. Dadurch einsteht ein recht lauter Knall, der sich als durchaus wirksam erweist.

Richtig unangenehm wird es, wenn man sich beim Auslösen des Knalls in unmittelbarer Nähe eines solchen Apparates befindet. Allerdings rate ich jedem Spaziergänger im Weinberg in der Nähes eines Schreckschuss-Automaten genau hinzuhören. Der Knall tritt nämlich nicht unvermittelt auf, sondern man kann das Einströmen des Gases in die Rohre als leises Zischen hören, erst danach erfolgt der Knall und man hat noch Zeit genug, sich die Ohren zuzuhalten, und erschrecken lassen muss man sich dann auch nicht. 😉

In den letzten Jahren hatte ich in Oppenheim noch eine andere Methode zur Abwehr der Stare erleben können. Da wurde über Lautsprecher immer wieder das Geschrei exotischer Vögel abgespielt. Vermutlich handelte es sich um ein Experiment. Ob das genau so wirksam ist wie Schreckschüsse, wage ich nicht zu beurteilen, aber für den Spaziergänger ist so ein ‚elektronischer Zoo‘ auf jeden Fall weitaus unangenehmer als gelegentliche Schreckschüsse.

  1. Hauptsache, man wird beim Trauben klauen nicht erschossen 😉 ein schöner Artikel, der mir den Weinanbau etwas näher bringt 🙂
    LG und schönen Sonntag, Kerstin

    1. Hallo Kerstin, mir ist zum Glück kein solcher Fall bekannt… 😉
      Schön, dass Du mit dem Artikel etwas anfangen kannst. Das schöne an Deutschland ist eben die Vielseitigkeit, die es immer wieder interessant macht, über die eigenen Landesgrenzen hinaus zu schauen.

      Dir einen schönen Sonntag. LG, Georg

  2. lieber georg, ein toller bericht, ich haette es nie gewusst! erinnern tut mich natürlich dieser bericht an malta.. die zeit zur festa oder jahresende, unbewusst gehen dann hier und dort enorme knallkörper in die luft.. natürlich überhaupt alles nicht normgerecht! war schön bei dir zu lesen, bis bald glg manfred

    1. Hallo Manfred, danke für Dein Interesse an dem Thema. 🙂
      Bei diesen ausgelassenen Feierlichkeiten auf Malta möchte ich ja nicht wirklich zu gegen sein. Das hört sich echt gefährlich an. Dagegen sind unsere professionellen Schreckschuss-Apparate wirklich harmlos. 😉

      Ich wünsche Dir einen schönen Sonntag.
      LG, Georg