Mainz: Bahnhof Römisches Theater

Mainz: Bahnhof Römisches Theater – Bild Nr. 201110095643

Eigentlich war es bereits für Jahrhunderte verschollen: Das über 2000 Jahre alte Römische Theater in Mainz. Zwar war aus alten Aufzeichnungen bekannt, dass es einst das größte Römische Bühnentheater nördlich der Alpen war und ca. 10.000 Zuschauern Platz bot, aber es gab keine genaue Ortsbeschreibung, und so wusste man nicht, wo man suchen sollte.

Beim Bau der Eisenbahn wurden im Jahr 1884 Fundamente des Bühnenhauses gefunden, die aber zunächst nicht mit dem verschollenen Theater in Verbindung gebracht wurden. Der Fund wurde vermessen und dokumentiert, bevor er abgerissen wurde, damit hier die Gleise des Mainzer Südbahnhof verlegt werden konnten. Im Jahr 1914 wurde bei Kanalarbeiten erneut Mauerreste gefunden worden. Eine Probegrabung im Jahr 1916 bestätigte nun den Fund des Theaters. Allerdings war während des Ersten Weltkriegs eine ausgiebige Erforschung nicht denkbar, so dass das Theater zunächst erneut in Vergessenheit geriet. Seit 1998 begannen nach längeren Vorbereitungen neue und umfangreiche Ausgrabungen, die vor allem durch Spenden ermöglicht wurden.

Derzeit wird das Umfeld des Theaters Schritt für Schritt aufgewertet. In der Ruine fanden bereits erste Veranstaltungen statt, und es wird über eine teilweise Rekonstruktion des Theaters nachgedacht. Unterdessen wurde der kürzlich modernisierte, direkt an das Theater grenzende Südbahnhof in Bahnhof Römisches Theater umbenannt.

Das Bild oben zeigt die für Veranstaltungen hergerichtete vordere Halbrund des Theathers und einige Mauerreste. Hinter der Begrenzungsmauer, wo einst die Bühne war, befinden sich die Gleisanlagen des Bahnhofs. Die Gebäude des Bahnhofskomplexes wurden erst kürzlich um das alte Bahnhofsgebäude aus dem 19. Jahrhundert herum gebaut. Im Hintergrund links sind die Türme des Domes zu sehen.

 

oben: D80, 24mm (36mm entspr. KB), f5.0, 1/1600s, ISO 200
unten links: D80, 24mm (36mm entspr. KB), f5.0, 1/320s, ISO 200
unten rechts: D80, 27mm (39mm entspr. KB), f5.0, 1/1250s, ISO 200 

  1. Total faszinierend ist es, wenn Bauarbeiten geändert oder gar abgebrochen werden müssen, weil etwas archäologisch interessantes gefunden wird. In Hamburg bei der Petri-Kirche (Mönckebergstraße) wurde auch ein neues Gebäude errichtet und darunter waren Teile der Hammaburg zu finden. Spannend!

    LG und ein schönes Wochenende, Kerstin

    1. Hallo Kerstin,

      das ist ja wirklich interessant, war die Hammaburg etwa die Namensgeberin der Stadt?

      Vor einigen Jahren hatten wir in Mainz eine Baustelle, wo ein Einkaufszentrum in der Stadtmitte gebaut wurde, und man fand bei den Bauarbeiten einen Isis-Tempel aus der Römerzeit. Das Einkaufzentrum wurde gebaut, und im Untergeschoss kann man heute den Isis-Tempel bewundern. Das war eine gute Lösung, Neuzeit und Antike zusammen zu bringen.

      Dir auch ein schönes Wochende.
      LG, diesmal aus Husum (Bilder folgen demnächst)
      Georg

  2. Klasse, was alles so zufällig gefunden wird.
    Aber manchmal auch arg, wenn gebaut werden soll und dann wird alles gestoppt weil man alte Mauerreste findet.
    Wenn aus dem alten Theater jetzt wieder ein Theater entsteht, stört denn dann die nahe Bahn nicht?
    LG
    Agnes

    1. Hallo Agnes,

      der Bahnbetrieb geht natürlich vor. Man kann auf Grund der in den letzen Jahrhunderten gewachsenen Strukturen nur Bruchteile der Zuschauerplätze rekonstruieren. Das meiste ist für immer verloren. Ein regulärer Theaterbetrieb ist an dieser Stelle auch nicht mehr denkbar, würde auch keinen Sinn machen, denn dafür hat Mainz das Staatstheater mit 2 Häusern und mehrere andere Bühnen. Aber das eine oder andere Event könnte hier schon stattfinden.

      LG, Georg