Der Fund eines Pfeilers…

…aus merowingischer Zeit brachte den Renovierungsarbeiten in der evangelischen Johanniskirche im Jahr 2013 eine unerwartete Wende.

Johanniskirche Mainz (Archivbild 2005)

Die von außen eher unspektakular wirkende Johanniskirche ist die älteste Kirche in Mainz und sie hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich. Geschichtsforschungen haben ergeben, dass an dieser Stelle bereits im 5./6. Jahrhundert eine Amtskirche des Bischofs gestanden hat. In merowingischer Zeit (zweite Hälfte des 7.Jh.) entstand zum ersten Mal ein als Kirche erkennbares Gebäude. Diese neue Bischofskirche, also der erste Dom, bestand zum Teil noch aus Teilen des Vorgängerbaus. In Jahren 900 und 980 wurden Renovierungsarbeiten und Umbauten vorgenommen.

Im Jahr 1002 krönte Bischof Willigis im Dom (St.Johannis) Heinrich II. zum deutschen König. Unterdessen war bereits der neue romanische Dom im Bau. Da dieser aber am Tag seiner Weihe am 28. August 1009 vollständig niederbrannte und deshalb abermals gebaut werden musste, blieb St. Johannis vorerst weiterhin der Dom zu Mainz. Eine weitere Krönung im Jahr 1024 fand so ebenfalls hier statt: Bischof Bardo krönte Konrad II. zum deutschen König.

Mainz: Die Johanniskirche während der archäologischen Ausgrabungen im Jahr 2018 – Bild Nr. 201809091424

Nach der Fertigstellung des heutigen Domes St. Martin im Jahr 1036 führt St. Johannis eher ein Schattendasein. Die altehrwürdige Kirche wurde aber bis zur Säkularisierung unter Napoleon 1792 weiterhin als Stifts- und  als Pfarrkirche genutzt, und erfuhr in der langen Zeit noch zahlreiche Umbauten. Die Stilepochen von Romanik, Gotik und Barock bescherten dem Gotteshaus immer wieder ein anderes Aussehen. Während der Napoleonischen Herrschaft wurde die Kirche als Heulager genutzt. Nach der Schlacht von Waterloo (1815) hatte die katholische Kirche keine Verwendung mehr für den entweihten Bau, dafür hatte aber die damals in Entstehung befindliche evangelische Gemeinde Interesse an dem Bau und kaufte die Kirche im Jahr 1828, baute sie aufwändig um und weihte sie zwei Jahre später als erste evangelische Kirche in Mainz ein. Sie blieb bis zum Bau der Christuskirche in der Kaiserstraße, die im Jahr 1905 fertiggestellt wurde, die einzige ihrer Art.

Mainz: Johanniskirche, Mauerreste früherer Epochen – Bild Nr. 201809091426

In den Jahren 1906/1907 wurde die Kirche renoviert und im Jugendstil neu gestaltet. Durch den Bombenangriff auf Mainz im Jahr 1942 brannte die Kirche aus und die Jugendstil-Einrichtung ging dabei verloren, jedoch blieben die Außenmauern in voller Höhe erhalten. Der Wiederaufbau erfolgte im schlichten zum Teil historisierendem Stil. Wieder eingeweiht wurde die Kirche im Jahr 1956.

Mainz, Johanniskirche, Fundament eines merowingischen Pfeilers – Bild Nr. 201809091427

Bei Restaurierungsarbeiten im Sommer 2013 wurden per Zufall die Überreste eines Pfeilers aus merowingischer Zeit gefunden. Das führte dazu, dass hier zunächst umfangreiche Forschungsarbeiten begannen. So ließ sich belegen, das der merowingische Dom des 7. Jahrhunderts noch in großen Teilen erhalten ist, trotz zahlreicher Umbauten und Erweiterungen. Auch Mauerreste aus der Antike und des Frühmittelalters konnten noch freigelegt werden. Die Forschungsarbeiten sind noch nicht abgeschlossen und dauern weiter an.

Ich bin gespannt wann die Kirche nun schließlich restauriert und wieder eingeweiht sein wird, und wie sie dann im Innern aussehen wird. Die BiIder habe ich am 09. September 2018 beim Tag des offenen Denkmals fotografiert.

Links:
St. Johannis bei Wikipedia
Der alte Dom von Mainz
Homepage der Ev. Kirchengemeinde St. Johannis

2 Kommentare

  1. das ist ja wirklich interessant
    ja.. was sich so alles im Boden findet 😉
    in Bingen wird in der Nähe der Basilika neu gebaut
    man hatte gehofft dort Reste eines vermutetetn römischen Kastells zu finden
    doch es waren nur Reste von Wohnäusern zum Teil wohl aus der Römerzeit und aus dem Mittelalter
    dazu Amohorenfragmente die man entdeckt hat

    liebe Grüße
    Rosi

    1. Solche Ausgrabungen sind immer wieder eine spannende Sache, und hier in unserer Region bleibt 2000 Jahre Geschichte durch ständig neue Funde immer wieder lebendig.

      LG, Georg

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