Telegrafie zu Napoleons Zeiten

Der Napoleonsturm bei Sprendlingen – Bild Nr. 201705251475

Sprendlingen/Elsheim/Mainz – Als vor etwas über 200 Jahren Napoleon Bonaparte im linksrheinischen Teil Deutschlands die Macht an sich gerissen hatte, bestand in dem großen Reich das technische Problem des schnellen Informationsaustausches. Es gab noch keine Telefonie und kein Internet, und auf dem damals noch wenig effektiven Straßennetz brauchten Reiter lange bis sie eine Nachricht von Mainz nach Metz in Frankreich überbracht hatten.

Der Napoleonsturm bei Sprendlingen – Bild Nr. 201705251472

Gab es bis dahin nur die Übermittlung per Rauchzeichen, entwickelte während der französischen Revolution Claude Chappe (1763-1805) ein technisch praktikables Verfahren zur optischen Telegrafie. Zur Übermittlung brauchte es Telegrafenstationen, die jeweils in Sichtweite zur Nachbarstation standen. Mittels Balken und Zeigerarmen ließen sich Buchstaben und Zahlen darstellen. Diese Zeichen konnten bei klarer Sicht gelesen und sofort an die nächste Station weitergegeben werden. Auch wenn das aus heutiger Sicht umständlich erscheint, so war die Datenübermittlung auf diesem Weg um einiges schneller als mit berittenen Boten.

Blick vom Napoleaonsturm Richtung Sprendlingen – Bild Nr. 201705251482

Auf der Strecke von Metz nach Mainz wurden damals 22 solcher Stationen, jeweils ca. 12 km voneinander entfernt, errichtet. In Rheinhessen sind es die Stationen 20 bis 22 auf dem Napoleonsberg bei Sprendlingen, in der Nähe von Elsheim (Stadecken-Elsheim) und in Mainz auf dem Drususstein auf der Zitadelle, später auf dem Turm von St. Stephan in der Mainzer Oberstadt.

Symbolische Nachbau des optischen Telegrafen bei Stadecken-Elsheim – Bild Nr. 201705201424

Nachdem Marschall Blücher in der Neujahrsnacht 1814 den Rhein überquerte um die linksrheinischen Gebiete für Deutschland zurück zu erobern, nahm er die Station in Bad Kreuznach ein und unterbrach so die Verbindung zwischen  Mainz und Metz/Frankreich. Später wurde Napoleon bei der Schlacht von Waterloo/Belgien besiegt. Die Technik der optischen Telegrafie wurde auch später von den Preußen an anderer Stelle zu strategischen Zwecken genutzt. Leider sind von den damaligen Telegrafenstationen in Rheinhessen keine Originale mehr vorhanden. Aber 200 Jahre nach Waterloo wurden oberhalb von Sprendlingen der Napoleonsturm neu gebaut und im September 2014 eingeweiht. Auch die Station oberhalb von Elsheim neben dem Windhäuser Hof wurde zur Veranschaulichung neu gebaut. So hat Rheinhessen wieder zwei neue und interessante Ausflugsziele und die Telegrafie von vor 200 Jahren bleibt auch in Zukunft im Bewusstsein.

Der Drususstein auf der Zitadelle in Mainz – Bild Nr. 201705271491
St. Stephan in der Mainzer Oberstadt – Bild Nr. 201705271510

2 Kommentare

  1. Hallo Georg,
    bei der Datenübermittlung hat sich seitdem einiges getan, das ist wahr 😉
    Mir gefällt das Foto mit dem Ausblick vom Napoleonsturm am besten – es ist bestimmt toll da oben und die Gegend ist landschaftlich sehr schön!
    LG, Netty

    1. Du sagst es. Der Ausblick vom Turm ist wirklich toll. Gut dass man diesen Turm hier gebaut hat. So ist er Ausflugsziel und ein interessanter Ort gleichermaßen.

      LG, Georg

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