Athen

Erlebniswelt Antike

Athen: Parthenon auf der Akropolis – Bild Nr. 201103110648

Denken wir an Griechenland, haben wir sofort die Akropolis, speziell den Parthenon, vor Augen, das antike Wahrzeichen auf einem der Hügel in Athen. Und in der Tat, gerade die Überbleibsel der Antike sind es, die heute das Besondere an der 4-Millionen-Stadt Athen sind. Dessen ist man sich hier auch bewusst und ist bemüht, das antike Erbe zu pflegen und der Nachwelt zu erhalten.

Es ist schon ein glücklicher Umstand, dass die wichtigsten antiken Stätten alle um die überschaubare Altstadt (Pláka) herum liegen, so dass man als Tourist diese ohne größere Fußmärsche erkunden kann. Das vor der Olympiade 2004 fertiggestellte Metronetz macht es zudem leicht, von den Hotels im neuen Stadtzentrum oder aus der Peripherie schnell und preiswert zur Akroplis oder zum Monastiraki-Platz zu gelangen.

Athen: Das Erechtheion auf der Akropolis – Bild Nr. 201103110660

Die Akroplis, eine festungsähnliche Anlage auf einem 155 m hohen Hügel gelegen, ist das frühere religiöse Zentrum des alten Athens. Das Herzstück ist der Parthenon, der Tempel der jungfräulichen Athene. Dieser Marmortempel ist das Symbol des antiken Vermächtnisses Europas schlechthin. Neben dem Parthenon gibt es aber auch noch Reste anderer früherer Heiligtümer auf der Akropolis, wie das Erechtheion mit seinen Mädchenstatuen als Säulen (Bild rechts) und den mächtigen Propyläen, dem Tempelvorbau durch den die Besucher auch heute noch die Akropolis betreten, sowie den kleinen Athene-Nike-Tempel.

Athen: Blick vom Areopag auf die Akropolis – Bild Nr. 201103100594

Da sowohl das Alter als auch die Umwelteinflüsse unserer Zeit der antiken Bausubstanz zusetzen, ist man in Griechenland bemüht diese Kulturschätze von unschätzbarem Wert zu erhalten, deshalb ist die Akropolis auch immer eine Großbaustelle. Auch wenn hier nicht mit Beton geklotzt wird, sondern aus der Vielzahl der vorhandenen Bruchstücke mit archäologischem Fingerspitzengefühl versucht wird, das eine oder andere wieder zu rekonstruieren sowie das gesamte zu bewahren, so wird es in den nächsten Jahrzehnten wohl kaum gelingen, keine Baugerüste oder Kräne auf der Akropolis vorzufinden.

Athen: Blick vom Areopag auf die Altstadt – Bild Nr. 201103100585

Direkt westlich vom Akropolis-Hügel steht ein mächtiger Felsen, der Areopag. Vom Areopag aus hat man eine Blick auf große Teile der Stadt mit ihrem erst in weiter Ferne endenden Häusermeer und auch auf die Westseite der Akropolis mit den Propyläen und dem Athene-Nike-Tempel. Nach Norden gewandt liegt dem Besucher auf dem Areopag die historische Altstadt, die antike Agorà und dahinter die heutige Altstadt, die Pláka zu Füßen. Erwähnenswert ist noch, dass hier auf dem Felsen einst der Apostel Paulus bei seinem Besuch in Athen ein Rede gehalten haben soll. Während die Akropolis das religiöse Zentrum Athens war, so war die Agorá das weltliche und kommerzielle Zentrum der Stadt.

Athen: Die Säulen der Attalos-Stoá – Bild Nr. 201103110706

Das auffälligste Gebäude der Agorá ist die rekonstruierte Attalos-Stoá. Diese 116 Meter lange Halle mit ihren Säulen auf der Westseite wurde in den 1950er Jahren originalgetreu wiederaufgebaut und beherbergt heute das Agorámuseum. Zur Zeit der Antike war die Stoá eine Markthalle, in der eine Vielzahl an Waren angeboten wurde, vergleichbar mit einem Kaufhaus unserer Zeit.

Zum damaligen Stadtzentrum gehörten neben dem Kaufhaus auch Verwaltungsgebäude, Lagerhallen, einige Tempel, eine Bibliothek, eine Konzerthalle, Brunnen sowie etliche Statuen. Von allem sind Reste vorhanden, und mit ein wenig Phantasie lässt sich erahnen, dass hier einst das Stadtleben Athens pulsiert hat. Ein weiteres auffälliges und recht gut erhaltenes Bauwerk der Agorá ist der Hephaistos-Tempel, der dem Hephaistos, dem Gott der Schmiedekunst, sowie Athene, der Göttin des Handwerks und der schönen Künste, gewidmet war.

Athen: Hephaistos-Tempel in der Agorá – Bild Nr. 201103110718

Auf dem Bild rechts auf dem Hügel ist der Hephaistos-Tempel zu sehen, davor die Reste des damaligen Rathauses. Auf dem Hügel, auf dem der Tempel steht, gibt es einige Bänke, die dazu einladen, sich von den Strapazen der Besichtigungen zu erholen. Es ist einer der wenigen ruhigen und zum Teil auch schattigen Plätze mit einem wunderschönen Blick auf die Akropolis.

Neben der antiken griechischen Agorá gibt es auch noch an zwei Stellen Reste der Römischen Agorá, aus der Zeit der römischen Herrschaft, die in Athen, wie alle anderen Epochen auch, ihre Spuren hinterlassen hat.

Athen: Römische Agorá und Turm der Winde – Bild Nr. 201103110688

Auf dem Bild links sind einige Säulen der Römischen Agorá zu sehen. Dieser Platz war neben der griechischen Agorá ein weiterer Marktplatz mit zahlreichen Einrichtungen für Gewerbe und Handel, und wie man sich denken kann, auch für Gastronomie und Unterhaltung. Der etwas ältere noch aus vorrömischer Zeit stammende achteckige Turm der Winde der auf dem Gelände des einstigen römischen Stadtzentrums steht, galt in der damaligen Zeit als technischen Meisterwerk. In ihm war eine komplizierte Wasseruhr eingebaut, zu deren Funktion mir allerdings leider keine Informationen vorliegen. Desweiteren waren noch mehrere Sonnenuhren am Turm angebracht. An den acht Seiten sind auf Reliefs die Windgottheiten abgebildet, die für das Wetter der jeweiligen Himmelsrichtung standen.

Dass Griechenland die Wiege der europäischen Kultur ist, sollte bekannt sein. So wurden doch hier in der Antike bereits politische und kulturelle Standards entwickelt die bis in die heutige Zeit Bestand haben, bzw. in der jüngeren Geschichte erst richtig mit Leben gefüllt wurden, wie die Demokratie und auch das Beschließen von Gesetzen die hier ihren Anfang nahmen.

Athen: Dionysios-Theater – Bild Nr. 201103110618

Dass wir in Athen auch das älteste Theater Europas finden, dürfte uns nur wenig verwundern. Wurde doch erst hier das Schauspiel als Kunst entwickelt, so brauchte es auch eine Bühne, auf der man es vor einem großen Publikum aufführen konnte. Und damit möglichst viele Zuschauer in den Genuss kamen, den Darbietungen zu folgen, hatte man die Sitzreihen im Halbkreis um die Bühne angeordnet. So entstand unterhalb der Akropolis um 330 vor Chr. das Dionysos-Theater, das erste Theater Europas, das ca. 17.000 Zuschauern Platz bot. Nur wenige Meter westlich davon wurde um 160 nach Chr. zusätzlich das römische Amphitheater, das Odeion des Herodes-Atticus erbaut, das 5000 Zuschauern Platz bietet und das wegen seines immer noch sehr guten Bauzustandes bis in die heutige Zeit für Theateraufführungen und Konzerte genutzt wird.

Athen: Das Olympieion, im Hintergrund die Akropolis – Bild Nr. 201103120795

Als letzten antiken Superlativ möchte ich noch das Olympieion vorstellen. Es handelt sich um den Tempel, der dem Olympischen Zeus gewidmet wurde. Um 550 vor Chr. wurde mit dem Bau begonnen, der aber erst etwa 700 Jahre später unter dem römischen Kaiser Hadrian um 130 nach Chr. vollendet wurde. Dabei wuchs seine Ausdehnung immer mehr. Am Ende hatte der Tempel auf den Stirnseiten jeweils 8 Säulen und an den Längsseiten 21 Säulen. Ein Säulenbau solchen Ausmaßes war in der Antike einmalig. Von den einst 104 Säulen stehen heute noch 13. Sie lassen aber erahnen, welch mächtiges Bauwerk das Olympieion einst war, das in seiner Größe selbst den Parthenon auf der Akropolis in den Schatten stellte.

Die hier vorgestellten antiken Stätten sind natürlich noch nicht alles, was Athen zu bieten hat; aber mehr konnte ich in den zwei Tagen, die ich in der Stadt verbracht habe, nicht schaffen. Wer sich für die Architekturgeschichte in der Antike interessiert, wird hier sehr viel zu sehen und zu staunen bekommen. Neben den Ruinen der antiken Bauwerke gibt es einige Museen, die zusätzliche Informationen bieten. Selbst die Metro hat einen großen Bestand antiker Schätze, der bei den Bauarbeiten im Untergrund gefunden wurde.  Natürlich ist auch das moderne Athen nicht uninteressant, aber das ist ein anderes Thema.